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Traumapädagogik

Was ist Traumapädagogik?
Unter dem Begriff „Traumapädagogik“ wird grundsätzlich eine Sammlung pädagogischer Methoden verstanden, die sich an den Erkenntnissen der Psychotraumatologie und der Traumatherapie orientieren und diese in das pädagogische Feld transferieren (vgl. Gahleitner 2010, Kühn 2008, Kühn/Vogt 2009).
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Gelingende Traumapädagogik erfordert aber mehr als das Wissen um Methoden und wissenschaftliche Erkenntnisse:

Vereinfacht gesagt, muss alles, was sich infolge einer Traumatisierung für einen Menschen verändert und zu einer veränderten Sicht auf sein Leben und sein Umfeld geführt hat, erkannt, verstanden und berücksichtigt werden, damit ein unterstützender Zugang zu seinem trauma-logischen Denken und Handeln möglich ist.

Grundsätzliches Interesse zu verstehen, zu erfassen und ehrliche Zugewandtheit sind Voraussetzungen, die sich in der Haltung ausdrücken, in der persönliche Begegnungen und Kommunikation statt finden.

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Welche Erfahrungen machen Menschen, die traumatische Erlebnisse haben:

  • existentielle Angst in der erlebten Situation und darüber hinaus
  • ausgeliefert-sein in der erlebten Situation und darüber hinaus
  • die Situation nicht bestimmen können in der erlebten Situation und darüber hinaus
  • Objekt statt Subjekt sein in der erlebten Situation und darüber hinaus

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  • den Zweifel, selber „Schuld“ zu sein/zu haben in der erlebten Situation und darüber hinaus
  • dass der eigene Körper nicht hilfreich ist/ nicht funktioniert (um der Situation zu entkommen) in der erlebten Situation und darüber hinaus
  • Beschämung, Erniedrigung in der erlebten Situation und darüber hinaus

Die traumatischen Erfahrungen werden nicht als „schlimme Erlebnisse der Vergangenheit“ wahr genommen, sondern wirken weiterhin so, als wären sie nicht beendet. Die Betroffenen können das nicht beeinflussen, was sie weiter in Angst und Beunruhigung bleiben lässt.

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Daraus folgend können sich Überzeugungen und Feststellungen entwickeln,

  • dass die Welt danach nicht mehr so ist, wie sie vorher war
  • dass seitdem maximale Energie aufgewendet werden muss, um sich selber in Beruhigung zu bringen und dies dennoch kaum funktioniert
  • dass kaum noch Energie für anderes übrig bleibt

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  • dass es wichtig ist, sehr wachsam zu sein, damit so etwas NIE wieder passiert

In erster Linie gilt es, alles, was (individuell) Beunruhigung hervorruft zu erkennen und zu vermeiden, bzw. adäquate Strategien zu entwickeln, Beruhigung selber herbei zu führen und insgesamt eine Stabilisierung zu erwirken.

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Im Arbeits- und Beziehungskontakt mit von Trauma Betroffenen sind daher auch Prinzipien zu verinnerlichen, die dazu führen, dass nicht zusätzlich Ängste und Beunruhigung durch Menschen, die eigentlich unterstützen und begleiten wollen, ausgelöst werden. Dazu gehören:

  • Transparenz über das, was passiert
  • Beteiligung bei dem, was passiert
  • Auf- und Erklärung über das, was mit und in ihnen passiert ist und weiter wirkt
  • Begleitung und Unterstützung dabei, sich selber umfassend wieder selbst in den Griff zu kriegen (und nicht sich selbst ausgeliefert zu sein)
  • Schaffen und Erhalten von realer Sicherheit (sichere Orte)

Traumapädagogische Ansätze und Haltungen sind Bestandteil einer Weiterentwicklung der Reformpädagogik und insgesamt für wertschätzenden und unterstützenden Umgang mit Kindern und Erwachsene hilfreich. Für von Trauma Betroffene sind sie unerlässlich!